Teleshopping macht fast so viel Umsatz wie der gesamte Pay TV Markt
Teleshopping gilt, neben Streamingangeboten, als Gewinner der derzeitigen Krise. „Falsch“, sagt Mathias Birkel , Senior Manager bei Goldmedia. „Teleshopping war immer schon da – und zwar erfolgreich.“ Grund genug, die sechsten Tasting Talks dem Thema Teleshopping zu widmen.
In seinem zwölfminütigem Vortrag gab Birkel einen Überblick über die Branche. Seit mehr als 20 Jahren wächst der Markt kontinuierlich. 2019 setzte Teleshopping in Deutschland 2,2 Milliarden Euro um. Das entspricht ungefähr der Größe des deutschen Pay-TV-Marktes oder des halben Umsatzes des werbefinanzierten Fernsehen. Damit zählt Teleshopping zu den Ertragssäulen im deutschen Fernsehen.
Im Durchschnitt bestellen die Deutschen dort jährlich für 27 Euro. Sie liegen somit europaweit auf Platz eins, gefolgt von Großbritannien und Österreich. Die deutschen Kunden haben die Wahl zwischen 20 Shopping-Sendern, wobei die beiden großen Player – HSE und QVC – 80 Prozent des Marktes bestimmen. Die Sender können dabei auf Stammkunden setzen: Rund jeder Fünfte ist ein sogenannter „Frequent Buyer“. Davon kaufen 5,9 Prozent täglich bzw. fast täglich, sagt Birkel.
Teleshopping verkauft sich über Produkte, über die sich eine Geschichte erzählen lässt wie beispielsweise Haushaltsgeräte, Bekleidung, Schmuck oder Kosmetik. Dabei ist Teleshopping immer unterhaltsam und emotional. Der Preis spielt eine untergeordnete Rolle – so das Fazit von Goldmedia.
Judith Haker, Director Platform Development & Distribution bei QVC, unterstrich diese positive Analyse mit ihren Erfahrungen aus der Praxis. „Bei uns schalten die Menschen ein, weil sie vertraute Gesichter sehen und sich ablenken möchten.“ QVC stehen in jeder Minute die Community und Interaktion im Vordergrund. Das gelte nicht nur für‘s TV, sondern für alle Kanäle, auf den QVC präsent ist.
Für Michael Praetorius, Influencer und Geschäftsführer Praetorius GmbH, lautet die Erfolgsformel: „Teleshopping nimmt seine Zuschauer ernst und erklärt Produkte einfach. Jeder Zuschauer kann sich nach der Produktpräsentation als Experte fühlen.“ Wie einkaufen als Erlebnis funktioniert, erklärte er am Beispiel des YouTube-Kanals von Märklin. „Wir sagen den Leuten nicht: ‚Bitte kauft das Produkt‘, sondern wir geben Inspiration, indem wir das Produkt maximal erlebbar machen.“ Auf YouTube können Marken selbst auf Sendung gehen. Manchmal würden sie vom Erfolg überrannt werden: „Wir hatten schon Produkte, die innerhalb der Sendung ausverkauft waren.“
In der anschließenden Diskussion, die von Dr. Jörn Krieger, freier Journalist (BroadbandTV News), geleitet wurde, waren sich Haker und Prätorius einig: Das Zusammenspiel zwischen Moderator und Entertainer ist eine große Stärke von Teleshopping. Haker betonte, dass der Live-Charakter für eine hohe Authentizität sorge. Die Zuschauer können direkte Rückmeldungen geben, die sofort in die Sendung einfließen.
Frank Apfel, Gastgeber der Tasting Talks und Geschäftsführer Apfel Programm Marketing, empfahl zum Wochenende einen 2019er Cuvée Rosé Clarette vom Weingut Knipser aus Laumersheim/Pfalz.