Es entsteht mehr Neues als je zuvor
Mit einem Feuerwerk für das Gehirn, Augen und Ohren startete der erste Tag der Tasting Talks Week. Die Teilnehmer konnten das digitale Event im 3D-Sound erleben, die Tastings fanden vor einer abwechslungsreich bespielten LED-Wand statt. Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung stand das Motto „Let’s work together“.
Große Herausforderungen erfordern neue Antworten, doch diese Antworten sollen nicht geprägt sein von der Angst vor Veränderung, sondern durch die Lust, etwas Neues zu machen – mit dieser einführenden These leitete Andreas Haug, Geschäftsführer von e.ventures die Key Note ein.
„Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind immens: wirtschaftlich und politische Umbrüche führen zu einer gewaltigen Transformationsaufgabe für alle gesellschaftliche Bereiche.“ Doch diese Aufgabe, so Haug, wird kein Einzelner bewerkstelligen können. Ganz nach dem Leitsatz „Let’s work together“ ist eine übergreifende Zusammenarbeit nötig, damit Deutschland und die EU nicht zum „Industriemuseum“ werden.
Diese Zusammenarbeit sollte sektoren- und branchenübergreifend stattfinden, auch innerhalb der Unternehmen müssen neue Formen der Kooperation entwickelt werden. Wichtig ist hierbei vor allem, Experimentierfreudigkeit und Lernbereitschaft an den Tag zu legen. Nur wer Gestaltungslust hat, wird aus der Krise neue Chancen und sogar einen Neuanfang ziehen können. Das gilt vor allem für den Medienbereich:
Neue Formate und Möglichkeiten, wie beispielsweise Influencer oder Crowdsourcing, müssen aktiv integriert und an bestehende Konzepte angepasst werden. Die Innovationsfähigkeit ist determiniert von unseren Einstellungen und unserem Verhalten. Haug ist überzeugt: „Wenn wir uns dem stellen, und unsere Kräfte bündeln, können wir etwas Großes schaffen.“
Aus Köln war Sven Eckoldt, zugeschaltet, wo er als Global Product Director bei ACCESS Europe die Content-Strategie für die Automotive-Produktentwicklung von ACCESS leitet.
In seinem Kurzvortrag „Working together or drifting apart“ skizzierte er die Kooperation zwischen Content- und Automobilindustrie: Tesla heizt der Automobilbranche ein. So kann man Inhalte von Netflix im Tesla streamen – eine Zusammenarbeit die Maßstäbe setzt. Digitale Modelle unterstützen die Autohersteller, eine neue Interaktion zum Kunden aufzubauen. „Wenn neue Dienste ins Auto kommen, ist es essenziell, dass es für den User Spaß macht.“ Das Auto wird zum „rollenden Wohnzimmer.“ Das wiederum bietet Raum für neue Geschäftsmodelle – zum Beispiel Subskription für Inhalte im Auto. In den nächsten drei Jahren wird das Fahren noch mehr auf den Kunden zugeschnitten und in zehn Jahren wird Content hier „die Killer-App“ sein, ist sich Eckoldt sicher. Damit haben Medien und die Automobilbranche eine gute gemeinsame Zukunft.
Robert Richter, Partnerships Solutions Broadcast, Media & Entertainment bei Google, machte in seinem Vortrag „Partnering for the future of Media“ deutlich, wie hoch die Geschwindigkeit ist, in der Unternehmen agieren. So geben 86 Prozent der CEOs von Medienkonzernen weltweit an: Die größte Herausforderung ist es, mit dem Konsumentenverhalten Schritt zu halten. Denn dieses ändert sich rasant. Deshalb sei es das Bestreben von Google, den besten Content für jeden bereit zustellen, also die Anbieter von Medieninhalten mit Zuschauern/Nutzern zu verbinden.
Für Google steht in punkto Kooperation das Machine Learning im Zentrum, technisch ermöglicht durch das Open-Source-System Tensor Flow. Damit hätte beispielsweise die New York Times Journalisten ihr umfangreiches Archiv zur Verfügung gestellt. In Deutschland verweist die ARD Mediathek auf eine Verdopplung der Nutzungszeit – von 20 auf 50 Minuten pro Session. Medienunternehmen können mit Technologieunternehmen zusammenarbeiten, um ihr Schicksal im zukünftigen Ökosystem selbst in die Hand zu nehmen. „Die Medienzukunft ist von Technologie getrieben“, so das Fazit von Richter.
Im anschließenden Face2Face sprach SWR-Moderatorin Hendrike Brenninkmeyer mit Dr. Angela Frank, Unitleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft, Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, und Diana Alam, Leiterin Büro Hauptgeschäftsführung, IHK Reutlingen. Aus Kooperationen mit der Kreativindustrie können oft ganz neue Geschäftsfelder entstehen, waren sich alle einig. Creatables nennt sich zum Beispiel das Format in Baden-Württemberg, ein Zusammenspiel zwischen Kreativität und Nachhaltigkeit (engl. Sustainability). Hier haben sich die besten Games-Entwickler mit den dynamischsten KMUs zusammengeschlossen. Designer und Techniker sind von Anfang an in den Entwicklungsprozess eingebunden. Auf diese Weise sind zukunftsweisende Innovationen entstanden. Ein aktuelles Beispiel: das Joint Venture des Outdoor-Spezialisten Vaude mit Lightshape und iFixit für einen lebenslangen Reparaturservice.
Diana Alam konstatierte eine sehr großen Zuspruch für die virtuellen Angebote der IHK. Die Nachfrage nach Austausch sei größer denn je. Jeder möchte sich Tipps und Anregungen aus seinem Netzwerk holen und darüber hinaus. Da die Anfahrtswege wegfallen, gibt es keine zeitlichen Barrieren weg. So haben sich Unternehmen und Interessierte gemeldet, die sonst nicht die IHK nicht als Ansprechpartner Nummer eins auf dem Schirm hatten. Wir spüren die Veränderungen. Das wiederum ermöglicht es, Neues auf die Beine zu stellen, sagte Alam.
Im anschließenden Breakout Room hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, individuelle Fragen zu stellen. Durch die Veranstaltung führte Frank Apfel, Initiator der Tasting Talks Week und Geschäftsführer von Apfel Programm Marketing. Und wie es sich beim Tasting gehört, gab es auch zum Abschluss des Talks natürlich einen Weintipp.
Die Genussempfehlung am Montag: Riesling 2018 „Schieferkristall“ vom Weingut Karthäuserhof. Mehr zum Wein des Tages sehen Sie in der Beschreibung sowie im Video mit Kartäuserhof-Geschäftsführer Rainer Grosche:
http://media-tasting.de/weingut-karthaeuser-hof