Experimentieren und Mut zu Ideen
Wer mutig ist und ausprobiert, hat die größten Erfolgschancen. Das war eines der wichtigen Ergebnisse des Medien- und Innovationskongresses Media Tasting am 24. Juni in Stuttgart. Erstmals fand das Media Tasting in Partnerschaft mit der MFG Baden-Württemberg und der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) statt.
Zentrale Themen des Medien- und Innovationskongresses Media Tasting waren Disruption, Kooperation, Nachhaltigkeit und Innovation. Am Vormittag fand erstmals das neue Format Innovation Run statt.

Apfel Programm Marketing – MEDIA TASTING 2019
Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, wies in ihrer Begrüßungsrede auf den Stellenwert der Kreativwirtschaft für die Wirtschaft hin. Im Anschluss stellten Gründer und Trendsetter ihre Projekte dem Fachpublikum vor. Präsentiert wurden unter anderem die Projekte Feinstaubradar von Jan Georg Plavec (Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten), Smart Kitchen (Prof. Dr. Jürgen Scheible), Scatterblogs von Dr. Harald Bosch und Olympia Tokyo 2020 (Jochen Gundel, Discovery). Zusammen mit dem Publikum wurden die Projekte einem Reality-Check unterzogen und weiterentwickelt. Experten dabei waren Tobias Köhler (Südwestdeutsche Medienholding), Bertram Gugel (gugelproductions) und Michael Schirp (Deutscher Olympischer Sportbund). Federführend unterstützt wurde der Innovation Run durch die MFG Baden-Württemberg.
Das Media Tasting eröffnete Keynote-Speaker Dr. Peter Kreuz, Gründer von Rebels at Work. Er empfahl den Kongressteilnehmern: „Experimentiert möglichst viel. Geht in die Offensive!” Erfolgreiche Gründer hätten alle einen langen Weg des Scheiterns hinter sich. Aber das sei Teil des Erfolgs.

Apfel Programm Marketing – MEDIA TASTING 2019
Aufgegriffen wurden seine Thesen von den Teilnehmern der anschließenden Diskussionsrunde: Dr. Wolf Osthaus (Unitymedia), Michael Keidel (Viacom) und Peter Turi (Turi2) unter der Moderation von Stephanie Haiber (SWR).
Prof. Klaus Goldhammer (Goldmedia) und Bertram Gugel (gugelproductions) präsentierten erstmals die Ergebnisse des aktuellen Web-TV-Monitors 2019, der im Auftrag der BLM und der LFK erstellt wurde. YouTube ist wichtigster Verbreitungsweg für Online-Videos, Facebook verliert an Relevanz und Instagram wird immer wichtiger. Sozialen Medien kommt eine zentrale Rolle bei der Vermarktung von Onlinevideo-Inhalten zu. Während YouTube von 90 Prozent der Video-Anbieter genutzt wird, gefolgt von Facebook (71 Prozent) und Instagram (59 Prozent), hat sich die Anzahl der Video-Angebote mit einer eigenen Web-Präsenz seit 2014 halbiert. Konsequenterweise stellt für 51 Prozent der Anbieter die YouTube-Monetarisierung auch die wichtigste Erlösquelle dar.
In kurzen Tastings von zwölf Minuten zeigten die Speaker auf, wie sie „Raus aus dem Kreisverkehr“ kommen. Die Disruption kann am besten mit Kooperationen bewältigt werden. Darin waren sich die 37 Speaker einig. So berichtete beispielsweise Sigrun Kaiser, Vorstandsvorsitzende Blue Ocean AG, wie ihr Medienunternehmen mit Lego kooperiere.
Auch müssen Medien zuhören – so das Fazit der Speaker. Nur Inhalte und Botschaften senden, reicht heute nicht mehr. Der Zuschauer bzw. Nutzer oder Hörer will aktiv mitgestalten. Wie der SWR das umsetzt, darüber berichteten Maxi Droste und Jens Freitag. Beim ersten rein digitalen Angebot des Südwestrundfunks – SWR Heimat – erzählen Menschen emotionale und regionale Geschichten auf Instagram. Mit kleiner Kamera und im O-Ton berichten Menschen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen und machen Mut.
Kundenwünsche stehen auch bei RTL Radio im Vordergrund. In ihrem Tasting berichteten Marc Haberland (RTL Radio Center Berlin) und Christian Schalt (RTL Radio Deutschland) über eine App, die es möglich macht, innerhalb des Radioprogramms den Titel zu wechseln. Der Hörer hat die Wahl zwischen fünf verschiedenen Songs. So kann er individuell gestaltet und bleibt trotzdem dem Sender treu.
Ganz auf Interaktivität setzt der Internetsender Rocket Beans. Die Übertragung von Pen-and-Paper-Rollenspielen begeistere jedes Mal eine große Zahl an Zuschauern. Großen Anklang finden auch Chats, berichtete Britta Schewe, Chief Sales & Marketing Officer.
„Die Marke muss an allen Touchpoints vertreten sein“, erklärte Carlos Zamorano von RTLII am Beispiel des Motormagazins Grip. “Je digitaler wir werden, desto mehr suchen die Fans das reale Erlebnis”. Zum Event Grip, bei dem Autofans ihre Autos präsentieren, kommen inzwischen 25.000 Besucher.
Angst vor den großen A-Unternehmen ist laut Oliver Eckart (Joint Forces Strategy Consulting) nicht notwendig. Mittelständer können sich erfolgreich im Wettbewerb gegen die Großen positionieren. Dazu müssen sie sich auf ihre Stärken konzentrieren und clever sein. Dann gewinne David gegen Goliath.
Wie Nachhaltigkeit in der Filmproduktion aussieht, darüber berichtete Diana Lutz von Desert Ship Studios. Das Umdenken fange beim Ökostrom im Büro an, gehe weiter über das Catering bis hin zur Wahl der richtigen Beleuchtung beim Dreh, um Energie zu sparen. Anfangs sei es ungewohnt, sich so viel Gedanken zu machen. Aber das Engagement erziele positive Resonanz – und setze nicht zuletzt ein Zeichen für die Umwelt, resümiert Lutz.
Mit alternativen mobilen Konzepten macht Access Europe das Auto zum Entertainment. Dabei sorgen Car-Infotainment und neue Services über Mobilfunkanbindungen und künftig 5G für intensivere Kundenbeziehungen. Denkbar seien künftig auch Inhalte, die sich zeitlich der zu fahrenden Strecke anpassen, berichtete Sven Eckoldt (Access Europe).
Einen ganz anderen Blickwinkel nahm Dr. Angelina Whalley, Kuratorin von Körperwelten, ein. Sie zeigte auf, wie die Presse in Deutschland auf die erfolgreiche Ausstellung von Gunther von Hagen reagierte – nämlich kritisch und negativ. In anderen Ländern sei der Umgang mit den ausgestellten Körpern sehr viel offener gewesen. Letztlich gelang nach eigenem Umdenken mit kritischer und offener Diskussion der Wandel. Dieser zeigt sich in durchwegs positiv gestimmten Besuchern.
In Workshops sprachen Kevin Roller (Bosch) und Malte Kosub (Future of Voice) über den Einsatz von Handwerker-Profis als Influencer sowie die Zukunft mit Sprachassistenten.

Apfel Programm Marketing – MEDIA TASTING 2019
Durch den Tag führte Moderator Tobias A. L. Rohde, Fritz-Schubert-Institut. Irina Pfenning (Innovate!) setzte die Vorträge visuell mit dem Stift in Szene. Professor Jürgen Christ (Musikhochschule Karlsruhe) begleitete die Veranstaltung musikalisch am Flügel. In der angrenzenden Kirche des Hospitalhofs konnten sich die Teilnehmer beim Orgelkonzert in den Pausen zurückziehen.
Frank Apfel, Veranstalter des Media Tastings: „Die Kombination aus Medien- und Kreativbranche, Industrie und Mittelstand sowie die Vielzahl kurzer Impulsvorträge aus unterschiedlichsten Bereichen kam bei den Teilnehmern außerordentlich gut an.“

Apfel Programm Marketing – MEDIA TASTING 2019
Am Abend lud die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) zum Jahresempfang ein. In seiner Begrüßung betonte Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident und Vorsitzender des Vorstandes der LFK, den hohen Stellenwert einer modernen Regulierung, die aber nur im Austausch miteinander und auf einer gemeinsamen Wertebasis erfolgreich entwickelt werden könne.
Über Medienethik, Pressefreiheit und Fake News diskutierten Dr. Wolfgang Kreißig (LFK), Thomas Lückerath (dwdl), Petra Nann (#ImLändle) und Marcel Wagner (n-tv) im Anschluss im neuen Format „LFK BuzzMedia – Der Journalismus Talk“. Einig waren sich alle: Es ist äußert wichtig, sauber zu berichten und wenn Fehler passieren, diese auch schnell und offen einzugestehen. Visuell unterstützt wurde das Gespräch von kurzen Einspielern, die Studierende der Hochschule der Medien im Auftrag der LFK produziert hatten.

Apfel Programm Marketing – MEDIA TASTING 2019
Das Media Tasting klang aus mit einem exklusiven internationalen Wein-Tasting von 99 Mundus Vini Siegerweinen im sommerlichen Ambiente des Hospitalhofs.