Media Tasting News

22
Jun

Haufe Lexware: Transformation braucht einen langen Atem

Randolf Jessl hat den Change-Prozess von Haufe als Mitglied der Geschäftsleitung mit begleitet. Beim Medienkongress Change Media Tasting, am 12. Juli in Stuttgart, wird er aufzeigen, wie Prozesse und auch Unternehmenskultur verändert werden müssen, damit ein so tiefgreifender Wandel erfolgreich umgesetzt werden kann.

 

Haufe Lexware hat in den letzten Jahren eine konsequente Transformation vollzogen. Vom Traditionsfachverlag hin zu einem – wie würden Sie das bezeichnen?

Randolf Jessl: Wir sehen uns als Anbieter digitaler Arbeitsplatz- und Unternehmenslösungen. Wir verbinden auf digitalen Plattformen zunehmend Informationsangebote, Lernmöglichkeiten und Prozessbearbeitung.

Was hat sich bei Ihnen im Medien-Unternehmen verändert?

Rabdolf Jessl: Zu allererst, dass wir uns nicht mehr als reines Medienunternehmen sehen, sondern eher als integrierten, technologiegetriebenen Lösungsanbieter. Deshalb nennen wir uns auch nicht mehr Haufe Mediengruppe, sondern nur noch Haufe Gruppe.

Gab es ein tiefes Durchatmen und dann haben Sie die Hebel für den Disruptionsprozess umgelegt? Wann kam die Entscheidung?

Randolf Jessl

Randolf Jessl verantwortet einen beeindruckenden Disruptionsprozess bei Haufe Lexware mit

Randolf Jessl: Disruption hat die Medienbranche ja früher erreicht als andere Branchen. Free Content, neue Wettbewerber, die Konvergenz früher getrennter Kanäle beschäftigt uns ja schon seit Aufkommen des Internets. Da waren wir schon in den 2000er Jahren mit Neugier und Entschlossenheit dabei und haben unsere Softwarekompetenz, für die ja auch die Marke Lexware steht, mit unserer Inhaltskompetenz, was man mit Haufe verbindet, zusammengebracht. So gesehen ist es bei uns ein Prozess der Organisationsentwicklung, bei dem einmal Durchatmen nicht genügt. Da geht es um sehr langen Atem.

Eine Entscheidung, die auch mit Investitionen verbunden war? Lassen sich solche Prozesse aus dem herkömmlichen Etat stemmen?

Randolf Jessl: Ja, da sind erhebliche Investitionen vonnöten, die wir aus unserem operativen Business heraus bestreiten. Deshalb haben wir auch vor drei Jahren unsere Kosten im Bestandsgeschäft durch eine Restrukturierung gesenkt, um die nötigen Mittel freizubekommen.

Wir sind heute viel beweglicher und offener für den Wandel

Von Ihren Mitarbeitern haben Sie einiges abverlangt. Neue Prozesse, neuer Workflow. Wie haben Sie Ihr Team zum Motor des Changeprozesses gemacht?

Randolf Jessl: Wir sind da sehr systematisch vorgegangen. Am Anfang stand der Umbau einer Linienorganisation mit zahlreichen Einzelunternehmen in eine Matrixorganisation. Hier bedienen Querschnittsfunktionen wie zum Beispiel Customer Management, Software Development oder Editorial Department effizient und skalierbar Leistungen für marktnahe Zielgruppenbereiche. Außerdem managen wir immer größere Teile unseres Geschäftes in Projekten, was ebenfalls ganz neue Organisationsprinzipien nach sich zieht. Für alle greifbar wurde diese Reorganisation durch einen physischen Umzug mehrere Standorte auf einen gemeinsamen Campus im Südwesten Freiburgs. Zudem haben wir die Mitarbeiter eng einbezogen. In unserem so genannten Business Circle haben wir Kolleginnen und Kollegen, die dem Wandel gegenüber besonders aufgeschlossen waren, zusammengebracht und von dort aus den Umdenk- und Umbauprozess in Schwung gebracht.

Hat sich durch den Changeprozess das Denken innerhalb von Haufe Lexware verändert?

Randolf Jessl. Absolut! Ich denke, wir sind heute viel beweglicher und offener für den Wandel. Wir denken nicht mehr so sehr in Produkten oder Kanälen, sondern in Lösungen. Und wir sind stolz, dass wir diesen wirklich einschneidenden Wandel in der Medienbranche nicht nur gut gemeistert haben, sondern auch aktiv vorantreiben. Seit 1990 sind wir von 50 Mio Euro Umsatz auf knapp 300 Mio gewachsen, unsere Mitarbeiterzahl stieg von 330 auf 1.500 an Standorten im In- und Ausland. Das verdanken wir auch unseren Mitarbeitern, die das Richtige tun. Und die das dürfen und sollen. Denn uns wird klar, dass alte Top-Down-Konzepte in einer disruptiven Umwelt immer schlechter funktionieren. Unsere Teams waren immer schon hervorragende Umsetzer, nun werden sie immer mehr zu Gestaltern unserer Unternehmensentwicklung.

 

Randolf Jessl
Mitglied der Geschäftsführung, Haufe Lexware

Hier erfahren Sie mehr über Randolf Jessl

Randolf Jessl ist am 12. Juli in Stuttgart einer der Top-Speaker beim Medienkongress Change Media Tasting in Stuttgart