Media Tasting News

22
Apr

Medien brauchen das Zeug zum „Game Changer“

von Prof. Dr. Boris Alexander Kühnle von der Hochschule der Medien (HdM). Der Experte für Medienwirtschaft sieht die Branche in einer neuen Rolle.

 

„Wenn ich Disruption höre – und man kann diesen Begriff in den vergangenen Jahren nicht überhören –, dann denke ich natürlich zuerst an Schumpeter. Und was sagte Schumpeter vor einem dreiviertel Jahrhundert bereits? Das Streben nach Disruption in Form inkrementeller oder in diesem Falle eher: radikaler Innovation gehört zum Wesen des Unternehmers und seinem Verständnis der schöpferischen, kreativen Zerstörung. Kurzum: Disruption ist nichts Neues. Sie gehörte schon immer zu unseren Leben und zu den Aufgaben eines Unternehmers. Einzig: Die Medienbranche musste sich lange Zeit nicht auseinandersetzen mit Technologien, die das Zeug zum ‚game changer‘ hatten. Das ist seit 20 Jahren durch Digitalisierung und Vernetzung anders.

Die Medienbranche muss erst noch lernen, Technik-getrieben zu denken und handeln. Hier sehe ich einen enormen Bedarf am Aufbau von Kompetenzen in den Unternehmen und am Lernen, auch in kooperativen Strukturen über Unternehmensgrenzen hinweg zu arbeiten.

Bei aller Technikbegeisterung, Medien leben auch von Content, sind gesellschaftliche, kulturelle und vor allem kreative Güter. Google ohne Websites würde nicht funktionieren. Fernsehen ohne ‚Tatort‘ nicht eingeschaltet werden.

Disruption bedeutet in unserer Branche meinem Erachten nach (noch) nicht Substitution, sondern Komplementarität. Die sehr unterschiedliche, altersabhängige Aneignung von digitalen, vernetzten, alinearen, mobilen und ubiquitären Techniken wird dafür sorgen, dass wir noch mindestens eine Generation lang das Nebeneinander von ‚alten‘ und von ‚neuen‘ Produkten, Wertschöpfungsstrukturen und Geschäftsmodellen beobachten können.

Kein einfaches, aber ein spannendes Unterfangen für Medien.“

Bei verwendung, namentliche Erwähnung de iMAGONA GbRProf. Boris Kühnle war Keynote Speaker der TV Komm. 2013 vor 350 hochkarätigen Kongressteilnehmern                                 Foto:  iMAGONA GbR