Fluch oder Segen? Experten diskutieren den Einsatz von KI im Journalismus

Fluch oder Segen? Experten diskutieren den Einsatz von KI im Journalismus

Dez. 17, 2024 | Newsroom

Praxisbeispiele, Chancen und Risiken: Wie KI den Journalismus prägt.

Neustadt an der Weinstraße, 13. Dezember 2024 – Im jüngsten Webinar der Reihe Tasting Talks diskutierten führende Experten die Rolle künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus. Unter dem Titel „Fluch oder Segen?“ wurden Praxisbeispiele, Potenziale und Herausforderungen beleuchtet. Die Veranstaltung zeigte: KI kann Prozesse beschleunigen und neue Möglichkeiten eröffnen – birgt jedoch auch Gefahren, die reflektierten Umgang erfordern.

Praxisbeispiele: KI als Werkzeug im Journalismus
Marcel Tuljus, selbstständiger Digitalberater und Projektmanager im Audiobereich, gab einen Einblick in bestehende Workflows und deren Potenziale. Am Beispiel eines österreichischen Radiosenders zeigte er, wie KI Nachrichtenproduktion automatisieren kann: „Ein Redakteur kann durch KI-gestützte Workflows Nachrichten für fünf Sender gleichzeitig herstellen.“ Dabei bleibe der Mensch jedoch entscheidend: „Die Redaktion ist weiterhin Herr über die Inhalte. Es ist keine reine KI-Automation.“ Tuljus warnte jedoch vor einem übermäßigen Vertrauen in KI: „Wird der Mensch faul, verlässt er sich zu sehr auf die KI – und dann leidet die Qualität.“

Die Präsentation von Marcel Tuljus finden Sie hier:
AI Workflows in der Audiobranche – Media Tasting

Effizienz versus Austauschbarkeit
Lina Timm, Geschäftsführerin von Medien.Bayern, hob die Möglichkeiten hervor, die KI für Barrierefreiheit und Automatisierung bietet, etwa durch Übersetzungen in leichte Sprache oder Deepfake-Erkennung. Sie betonte jedoch die Gefahr der Gleichförmigkeit: „KI-generierte Texte hören sich oft alle gleich an und lesen sich gleich.“ Timm warnte, dass dies langfristig vom Publikum abgestraft werden könnte. Sie sieht dennoch Potenzial: „KI als Helfer in der redaktionellen Arbeit finde ich total schlau.“

KI im Datenjournalismus
Dr. Jan Georg Plavec, leitender Redakteur für Datenjournalismus bei der Stuttgarter Zeitung, berichtete über den Einsatz von KI bei der Analyse großer Datenmengen. Er erklärte: „KI erlaubt es uns, Themen zu berichten, die sonst mit unseren Ressourcen nicht möglich wären, etwa durch bei der Automatisierung von Polizeimeldungen.“ In der Auswertung großer Datenmengen sieht Plavec einen der größten Vorteile von KI im Journalismus und nennt als Beispiel den Fall der Panama Papers, wo Künstliche Intelligenz in demokratischer Weise unterstützen kann.

Transparenz als Kernfrage
Ein zentraler Diskussionspunkt war die Kennzeichnung von KI-Inhalten. Marcel Tuljus plädierte für eine klare Kennzeichnung: „Radiosender, die synthetische Stimmen verwenden, sollten das im Opener transparent machen.“ Timm ergänzte: „Langfristig könnte es sein, dass wir eher kennzeichnen müssen, was noch von Menschen stammt.“

Die Speaker des 38. Tasting Talks waren sich einig, dass KI den Journalismus nachhaltig verändern wird. Während sie Automatisierung und Datenanalyse erleichtert, bleibt der Mensch in der Verantwortung. „KI kann unterstützen, aber nicht ersetzen“, fasste Moderator Dr. Jörn Krieger zusammen.

Die Tasting Talks werden am 24. Januar 2025 fortgesetzt. Im Fokus steht dann das Thema „FAST Channels“ und die rechtlichen Aspekte dieser Streaming-Technologie.

Kontakt

Kerstin Grimm

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